Warum ein Medientermin keine leichte Sache ist

Ein Auftritt vor Kamera und Mikrofon will gelernt sein

Bei den Medien-Profis sieht immer alles so einfach aus. Sie sitzen im Studio oder werden von draußen live zugeschaltet, brillieren mit ihren Informationen vor der Kamera und wirken, als würden sie wirklich mit uns sprechen. Doch diese Leichtigkeit in den Medien will gelernt sein.

Visuelle Medien haben eine besondere Macht 

Der Kamera entgeht nämlich nichts. Sie zeigt gnadenlos jede Unsicherheit, jede Nervosität. Die Schweißperlen auf der Stirn, das Zittern der Lippen, die angespannte Körperhaltung. Und genau das sehen dann auch die Zuschauer. Das liegt daran, dass wir etwa 80 Prozent der Informationen über unsere Augen wahrnehmen und die sofort im Gehirn verarbeitet werden. Die visuellen Reize haben bei uns Menschen Priorität.

Die Bildgeschichte nehmen wir zuerst wahr

Weil das Sehen unser stärkster Sinn ist, haben Bilder auch die größte Macht. Zu ihnen haben wir sofort eine Beziehung, sie erschrecken uns, überwältigen uns, lassen uns lachen oder wecken Mitleid. Und im schlimmsten Fall tut dem Zuschauer der unsichere Interviewpartner einfach nur leid. Verstecken kann man nämlich nichts. 

Im Fokus der Kamera gibt es keine Zufälle

Um zu erreichen, dass wir emotional angesprochen werden, gibt die Fernseh-Kamera nämlich den Bildausschnitt genau vor. Regisseur und Kameramann entscheiden, was wir zu sehen bekommen. Bei einem Interview zum Beispiel, bekommt  der Studiogast in der Regel eine Naheinstellung. Die Zuschauer sollen ihm oder ihr „in die Augen schauen können“.

Das ist dann die nackte, mediale Wahrheit 

Und dann passiert es. In ein paar Millisekunden ist der Interviewpartner durchschaut. Seine Aufregung überträgt sich direkt über den Bildschirm. Das nehmen die Zuschauer instinktiv wahr und fühlen sich schlagartig unwohl. Darunter leidet die Glaubwürdigkeit, denn der Zuschauer denkt sich: jemand, der so unsicher ist, kann unmöglich die Wahrheit sagen! Die sichtbare Nervosität verbinden wir eher mit „nicht genau wissen“ oder „nicht ganz ehrlich sein“. 

Die mediale Botschaft wird zur Nebensache

Und während die Zuschauer darüber nachdenken, was mit dem Interviewpartner nicht stimmt, hören sie nicht zu und verpassen wertvolle Aussagen. Wenn das Fernsehinterview vorbei ist, erinnert sich das Publikum eher an die fahrigen Handbewegungen des Gesprächspartners, als an seine Einschätzungen und Meinungen.

Beim nächsten Mal: Jeder will „viral gehen“